Die HAZ über rettet-becks.de

„Ãœberwältigend ist für den Politikstudenten in Berlin das Echo, das er mit seiner Kampagne auslöste (…) über Nacht wurde der 23-Jährige zum gefragten Interviewpartner mehrerer deutscher Zeitungen und Radiosender.“
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Quelle: HAZ.de

Die Ãœbernahme ist zwischen den Firmen beschlossene Sache. Mit dem Kauf der größten deutschen Exportbrauerei für 3,5 Milliarden Mark beschäftigen sich zurzeit aber die EU-und US-Kartellbehörden. Wettbewerbshüter prüfen, ob das Unternehmen nach dem Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung erreicht, die den Wettbewerb verzerrt. Obwohl die Würfel für den Zusammenschluss jetzt fast gefallen sind, sucht Roggenkamp weiter Mitstreiter. Mit Freunden beratschlagte der 23-Jährige, was sie tun können, damit Bier der Marken Beck’s und Haake-Beck auch nach dem Verkauf noch nach Beck’s schmeckt. Da kam Roggenkamp die eigentlich nicht ganz ernst gemeinte Idee mit der Internetseite. Ãœberwältigend ist für den Politikstudenten in Berlin das Echo, das er mit seiner Kampagne auslöste. Fast 14 000 Besucher haben sich binnen sechs Wochen auf der Seite eingeklickt, rund 1500 Internetbesucher haben sich bis heute dem Protest angeschlossen und die Unterschriftensammlung unterstützt – 10000 ist das Ziel. Die Unterschriften hat er dem Beck-Vorstand am 21. September übergeben – persönlich. Die Brauerei hatte Roggenkamp nach Bremen eingeladen. „Dass aus dem Spaß so schnell Ernst werden könnte, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Roggenkamp. Aber über Nacht wurde der 23-Jährige zum gefragten Interviewpartner mehrerer deutscher Zeitungen und Radiosender. Doch der Wirbel sorgte auch schnell für Missverständnisse. „Ich bin kein Alkoholiker, kein Globalisierungsgegner und auch nicht nationalistisch angehaucht. Ich trinke gerne Beck’s-Bier, das ist alles“, stellt Roggenkamp klar. Die Ãœbernahme wolle er auch keinesfalls verhindern, zumal Beck selbst einen Käufer gesucht hat. Aber Roggenkamp und seine Gemeinde haben Angst, dass die grünen Flaschen nach dem Verkauf nicht mehr das selbe Bier enthalten. „Mit den Unterschriften ist nur die erste Etappe, nicht aber das Ziel der Aktion rettet-becks.de erreicht. Denn die wichtigen Entscheidungen werden erst zu Beginn des nächsten Jahres getroffen. Erst dann wird endgültig über die Ãœbernahme entschieden. Wenn die Kartell-Behörden der EU und der USA zustimmen, wird der Verkauf vollzogen“, sagt Roggenkamp. Erst dann stehe auch die Zukunft der Beck’s-Qualität zur Debatte. Mit den Unterschriften sollen auch die Belgier an ihre Zusage mit Nachdruck erinnert werden, den Standort Bremen für die Brauerei zu erhalten. „Das Echo zeigt, dass sehr viele Menschen sich für dieses Thema interessieren und genau hinschauen, was passiert“, sagt Roggenkamp. Der „Retter der Reinheit“ – wie ihn die Frankfurter Rundschau titulierte – rennt scheinbar offene Türen ein: Interbrew hat versprochen, dass Beck & Co. an der Weser bleibt. Damit würde die Marke weiterhin nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Für Roggenkamp ist der Fall Beck&Co. nur der Anfang. Dass in Zukunft weitere deutsche Bierhersteller aufgekauft werden, wie schon Diebels, ist er sich sicher. Gerade deshalb sei es wichtig, früh genug auf mögliche Gefahren hinzuweisen.

ruw/lz
03.10.2001

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