„Während der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Lande und vor der parlamentarischen Sommerpause sind Regenten und Ballakrobaten ein eingespieltes Team. Die Initiative für Interaktive Demokratie hat dazu das Online-Spiel „Team Bundestag – Die MdB-Auswahl zur Fußball-WM 2006″ gestartet. Auch Brandenburger Bundestagsabgeordnete kicken mit.“
Quelle: maerkischeallgemeine.de
23.06.2006
Linke als Rechtsaußen und Hinterbänkler in den SturmDie WM im Internet: Auf einer Webseite kann man sich seine eigene Politiker-Mannschaft zusammenstellen oder „Platitüden-Bingo“ spielen
BRITTA SCHEMEL
BERLIN Politik und Fußball haben mehr gemeinsam, als man denkt. Während der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Lande und vor der parlamentarischen Sommerpause sind Regenten und Ballakrobaten ein eingespieltes Team. Die Initiative für Interaktive Demokratie hat dazu das Online-Spiel „Team Bundestag – Die MdB-Auswahl zur Fußball-WM 2006“ gestartet. Auch Brandenburger Bundestagsabgeordnete kicken mit.
„Politik ist wie Fußball und die Debatten im Bundestag sind wie Fußballspiele im Stadion“, erklärt Entwickler Klas Roggenkamp die Spielidee. Die Initiative möchte mit dem Pro-Bono-Projekt während der Fußball-WM den Bürgern interaktiv Politik näher bringen. Peter Dankert, SPD-Abgeordneter aus Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming, findet das Projekt „ganz witzig“. Der Vorsitzende des Sportausschusses würde sich am liebsten als „zentral defensiver Mittelfeldspieler“ oder als „Torhüter“ positionieren.
Katherina Reiche, Vizevorsitzende der Unionsfraktion, hat ebenfalls von dem interaktiven Spiel „Team Bundestag“ gehört. „Ich würde gern auf dem Spielfeld die Position der Stürmerin einnehmen, weil ich gern Politik im Interesse der Menschen gestalten möchte“, sagt die Potsdamer Abgeordnete.
Was sich wohl jeder Fan wünschen würde, wenn seine Mannschaft keine Glanzleistungen vollbringt, kann „Team Bundestag“ erfüllen. Während der WM-Dauer kann sich jeder im Internet seine eigene Auswahl von Mitgliedern des Bundestages für das Endspiel der Fußball-WM basteln. Jedem Bundestagsabgeordneten kann auf dem virtuellen Spielfeld eine eigene Spieler-Position zugeteilt werden.
„Die Fußball-WM im eigenen Land ist eine gute Gelegenheit, sich nicht nur mit der deutschen Nationalelf auf dem Rasen, sondern auch mit der MdB- Mannschaft im Parlament zu identifizieren“, meint der Gründer von i-Demokratie, Christian Hochhuth.
Parallel zur Auswahl der Internetnutzer können alle 614 Bundestagsabgeordneten sich selbst auf eine Spieler-Position setzen. „Diese gründet sich am besten auf ihre politische Tätigkeit und Ausrichtung“, so Hochhuth. Beispielsweise könne man für das „Team Bundestag“ konservative Politiker als Innenverteidiger auf den grünen Rasen schicken, Reformer in den Sturm und Blockierer ins Tor. Für die „Hinterbänkler“ im deutschen Parlament sei Platz auf der Reservebank. Lothar Bisky von der Linkspartei-PDS könnte riskante Bälle über den linken Außenflügel spielen. Schließlich sagt er selbst: „Ich würde mich auf die Position des linken Verteidigers setzen.“
Andere Brandenburger Mitglieder des Bundestages wie Diana Golze (Linkspartei) oder Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) sind noch nicht mit dem „Team Bundestag“ vertraut. Sie würden die Frage der Spielerposition lieber offen lassen. Denn das gehöre auf dem Rasen ja mittlerweile zu einem taktisch klugen Spiel dazu, so Behm.
Drei Tage vor dem Endspiel der Fußball-WM präsentiert i-Demokratie das „Team Bundestag“ beim Kicker-Turnier in der Kneipe „Wahlkreis“ (Reinhardtstraße 37 in Berlin-Mitte). Die MdB-Auswahl kann man bis zum 6. Juli 2006 selbst auf www.demokratie24.de/team-bundestag aufstellen.
Doch es gibt noch eine andere Gemeinsamkeit zwischen Politik und Fußball: die hohe Phrasendichte bei Akteuren und Kommentatoren. Hier bietet die Web-Seite www.platituedenbingo.de einen schönen Service, den man für Bundestagsdebatten übernehmen könnte. Wer will, kann sich die dümmsten Kommentatoren-Sprüche ausdrucken und beim TV-Gucken ankreuzen. Wer als Erster drei Platitüden gesammelt hat, ruft „Bingo“ und hat gewonnen.